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Auslandspraktikum bei unserem neuen Kooperationspartner

Calista Chigori (HB9D), Lasse Hauschild (HB9B) und Luca Pernecker (HE9A) verbrachten drei Wochen am Valkeakosken ammattiopisto (VAAO). Von dort haben sie viele spannende und interessante Erlebnisse, Erfahrungen und Fotos mitgebracht, die sie mit uns teilen möchten.

Daher nun für alle ein Erfahrungsbericht, den Luca verfasst hat, zusammen mit einigen Fotos von dem Berufskolleg, den finnischen Schüler*innen, den Projekten und Projektbegleitern, dem Alltag in Valkeakoski und natürlich auch von der wunderschönen Landschaft Finnlands:

„Am 29.01. war es für uns so weit: Der Sprung in das kalte skandinavische Wasser konnte losgehen. Wir waren aufgeregt, hatten viele Erwartungen. Und doch waren wir uns nicht sicher, was da auf uns zukommen würde. Sicher, wir wurden über den groben Ablauf informiert. Es mangelte uns einfach nur an Vorstellungskraft. Rückblickend können wir nun aber sagen, dass unsere Erwartungen übertroffen wurden. Doch zurück zum Anfang. Was haben wir eigentlich in Valkeakoski, einer kleinen finnischen Stadt mit grob 21.000 Einwohnern, gemacht?

Durch das Friedrich-List-Berufskolleg und das Erasmus+-Programm wurde es uns ermöglicht, drei Wochen an einem finnischen Berufskolleg, dem Valkeakosken ammattiopisto (VAAO), zu lernen und das finnische Schulsystem dadurch hautnah zu erleben. Man könnte meinen, dass das finnische System gar nicht so verschieden zum deutschen Pendant ist, doch dieser Gedanke täuscht. In drei Wochen konnten wir erleben, dass das Bildungssystem des Landes der tausend Seen viel praxisorientierter ist.

Aber erst einmal zu unserem Projekt. Calista, Lasse und ich hatten die Ehre, einem lokalen Hotel zuzuarbeiten. Diese Projektarbeit äußerte sich so, dass wir das Hotel für deutsche Kunden zugänglicher machen sollten. Also mussten wir überlegen, wie wir dieses Ziel erreichen können. Die erste Idee, welche wir hatten, war es die Webseite des Hotel Waltikka sowie auch die Speisekarte zu übersetzen. Tomi, der Betreiber des Hotels, war mit diesen Vorschlägen zufrieden, wollte aber noch etwas mehr von uns haben. Denn auch wenn eine Übersetzung den Hotelbesuch und das Buchen eines Zimmers für den deutschen Besucher angenehmer macht, Neukunden schafft es vermutlich eher weniger. Doch wie schafft man Neukunden in einem anderen Land? Natürlich mit dem lästigsten, aber effizientesten Mittel seit Tag 1 der Menschheit – Werbung.

Somit fingen wir an Flyer für die drei Hauptzielgruppen des Hotel Waltikka zu gestalten. Diese sind Sportclubs, da Waltikka nah an einigen Sportanlagen liegt, ältere Menschen, weil Valkeakoski ein ruhiger und schöner Ort ist, und Reiseagenturen, welche das Hotel an Kunden vermitteln. Wir mussten viel Recherche betreiben, damit wir den perfekten Flyer für die jeweilige Zielgruppe entwickeln konnten. Welchen Freizeitaktivitäten gehen ältere Menschen gerne nach, welche Reiseagentur hat überhaupt Interesse an finnischen Hotels und wie holt man bekannte Sportclubs in so einen kleinen Ort wie Valkeakoski?

Es war teils nervenaufreibend, gerade weil es Teil der Projektarbeit war, Probleme selbständig zu lösen und nicht auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein, doch denken wir, dass wir gegen Ende ein gutes Produkt für unsere Kunden entwickelt haben. Dies bestätigte uns Hotelbesitzer Tomi beim letzten Meeting noch einmal, was uns sehr beruhigte und glücklich stimmt.

Das Lernen auf dem finnischen VAAO besteht also aus Theorie und Praxis, meistens in Form von einer Projektarbeit. Die gelernte Theorie ist dafür da, um sie sofort in die Praxis umzusetzen. Die Schule bietet einen eigenen Friseursalon, eine riesige KFZ-Werkstatt, eine Großküche für die Schule und viele weitere Dienstleistungen, wie einen kleinen Laden in der Innenstadt von Valkeakoski, an. Und in all diesen Einrichtungen arbeiten Schüler*innen des VAAO.

Für uns wirkt es so, als wurde hier erkannt, dass Praxis die beste Lernerfahrung darstellen kann. Der Motivationspegel ist außerdem deutlich höher als bei blanker Theorie, weil man einen Kunden hat, welchen man nicht enttäuschen möchte. Und wenn doch mal etwas schief geht, ist das auch nicht so schlimm. Aus Fehlern lernt man, ganz nach dem Motto „Learning-by-doing“.

Wir sind unfassbar glücklich, dass uns diese Erfahrung ermöglicht wurde, und möchten sie nicht missen. Auch das Lehrpersonal war unglaublich freundlich und hat uns bestens in allem unterstützt, sollte es mal größere Probleme mit, aber auch abseits des Projekts geben.

Zu Finnland generell können wir noch sagen, dass es kalt war, aber nicht zu kalt. Für die Finnen war es sogar ein extrem untypischer Winter, da es das erste Mal der Fall war, dass nicht viel Schnee zu dieser Jahreszeit lag. Die Natur ist aber sowohl mit als auch ohne Schnee wunderschön. Das besondere an Valkeakoski ist außerdem, dass die größeren Städte alle erreichbar sind. Tampere, die drittgrößte Stadt Finnlands, ist nur eine halbe Stunde entfernt und auch die Landeshauptstadt Helsinki ist in 150km Entfernung.

Was auch noch Erwähnung finden sollte ist, dass Finnland für deutsche Verhältnisse durchaus als teuer angesehen werden kann. Skandinavien ist generell teurer, doch erschienen uns die Preise in Finnland noch einmal exorbitant höher.

Die Finnen selbst sind alle sehr nett und hilfsbereit und verfügen über sehr gute Englischkenntnisse. Und auch wenn uns mehrfach von finnischen Lehrern gesagt wurde, dass Finnen sehr schüchtern seien, bestätigte sich dieser Eindruck für uns nicht.

Es war eine einzigartige Erfahrung und wir sind mehr als nur dankbar dafür diese erlebt haben zu dürfen. Vielen Dank, liebes Finnland. Kiitos!“

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