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Integration in Hamm durch Reise nach Wangerooge

Nach zweijähriger Pause erlebte das Haus am Meer auf Wangerooge mit dem Integrationstörn des Friedrich-List-Berufskollegs wieder einen nicht alltäglichen Törn von rund 40 Schülerinnen und Schülern zwischen 16 und 19 Jahren, die auf der Insel weiter an Sprache und Integration arbeiteten. Dabei sind bewusst andere Ziele und Abläufe als für gewöhnliche Klassen- oder Abschlussfahrten im Fokus: „Wir verstehen das als eine Art Außenposten des FLBKs und intensivieren in acht Tagen in einer wundervollen Umgebung unsere Integrationsarbeit so, dass die Schülerinnen und Schüler nachhaltig davon profitieren können“, sagt Törnleiter Tim Kammann über die von der Aktiven Bürgerschaft Berlin als ‚sozialgenial‘-Projekt unterstützte Fahrt.

„Natürlich wissen wir, dass eine solche Fahrt üblicherweise nicht von Schülerinnen und Schülern in dem Alter durchgeführt wird, aber der Aufenthalt in einem Schullandheim mitten in der Natur und die Ruhe im Westen der Insel helfen uns regelmäßig große Fortschritte bei der Integrationsarbeit zu erzielen.“, führt Kammann fort. Das bestätigen kann Salma Ben Amar Berkani, die das gemeinsame Angucken der Sonnenuntergänge als ihr Highlight ausgemacht hat und vor allen Dingen die Arbeit als Team besonders wertvoll empfand: „Das brauche ich, wenn ich nächstes Jahr mein Abitur versuchen möchte“, sagte die Marokkanerin, die 2018 nach Hamm gekommen ist und nach dem Erlernen der deutschen Sprache und dem Erreichen dreier Schulanschlüsse ab Sommer das Berufliche Gymnasium des FLBK besuchen möchte.

Neben theoretischen und praktischen Maßnahmen, die das gezielt fördern sollen, wird grundsätzlich so wenig wie möglich während der Integrationstörns anderen oder Zufällen überlassen. Die Schülerinnen und Schüler sind eigenverantwortlich für gewisse hauswirtschaftliche Abläufe und auch für Teile des Programms vor Ort. Der tägliche Toiletten-Reinigungsdienst sowie das abwechselnde Spülen – wahlweise mit oder ohne Maschine – brachte beispielsweise neue Erkenntnisse zu Tage: „Ich habe gelernt, dass ich aus meiner Wohlfühlzone herauskommen und mich mehr einbinden muss, damit ich weiterkomme“, sagt beispielsweise Alex Olntasi, der vor rund anderthalb Jahren aus Griechenland nach Deutschland gekommen ist und aktuell seinen Hauptschulabschluss nach Klasse 10 anstrebt. „Ich habe festgestellt, dass ich mit anderen auf Deutsch reden kann ohne Angst haben zu müssen, dass ich nicht verstanden werde“, führt der 17jährige selbstbewusst fort. Seine weiteren Ziele sind die Führerscheinprüfung – auf Deutsch natürlich – und die Suche nach einem passenden Sportverein. Hier kann das schulinterne Netzwerk aus Sozialarbeit und Stadtsportbund Hamm unterstützen, denn „hier sind die Wege kurz durch die intensive Integrationsarbeit am FLBK“, weiß Sozialarbeiterin Claudia Levenig zu berichten, die regelmäßig die Lehrkräfte vor Ort unterstützt und kleinere wie größere Probleme vor Ort zu lösen versucht.

Kernpunkte im Programm des Törns sind der ‚Gender-Day‘, der die Geschlechterrollen in Deutschland im Fokus hat, das Projekt ‚Glück‘, das für sich spricht und den Schülerinnen und Schülern Hoffnung geben soll sowie das Lernbüro, dass die Teilnehmenden dabei unterstützt Lernrückstände aufzuholen, sich auf das kommende Schuljahr vorzubereiten oder überhaupt das Lernen zu lernen. Die Auswahl der verschiedenen Programmpunkte am Vormittag liegt dabei in den Händen der Schülerinnen und Schüler. 

Natürlich fehlen im Ablauf auch nicht die Inselklassikern wie zum Beispiel eine Ostkapwanderung oder eine GPS-Rallye, aber es stand auch immer Zeit zur Verfügung, um zur Ruhe zu kommen oder einen Betrag für den letzten Abend vorzubereiten. Hier musste jeder Törnteilnehmende ein Programm seiner Wahl vor Publikum vorstellen. Neben Versuchen eines Chanty-Lehrer-Chors gingen die Fußball-Akrobatik über Klaviersolos hin zu arabischen Volkstänzen, die sich großer Beliebtheit bei allen erfreuten. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich jemals arabisch tanze, aber es ist toll und so habe ich Kultur gelernt und neue Freunde gefunden. Ich würde das jederzeit wieder machen“, freute sich Aleksandar Ivaneza aus Serbien, der seit letztem Jahr in Hamm wohnt und der Internationalen Förderklasse lernt.
„Insgesamt freuen wir uns mit Herrn Herden vom Verein der Freunde des Schullandheims ‚Haus am Meer‘ einen Unterstützer gefunden zu haben, der uns einen festen Termin zusagen kann und uns in unseren sicherlich nicht alltäglichen Integrationsvorhaben unterstützt. Wir freuen uns deswegen schon auf die kommenden Fahrten und Geschichten von der Insel“, resümiert Schulleiterin Dr. Stiepelmann stolz.   
 

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