Lernen am historischen Ort
Die Wewelsburg als ehemaliger ideologischer Schauplatz der SS bot den Teilnehmenden die Möglichkeit, sich direkt am historischen Ort mit den Themen Nationalsozialismus, Zwangsmigration und Erinnerungskultur auseinanderzusetzen.
Nach einer Kennenlernrunde und der Vorstellung des Programms startete der erste Tag mit einer ausführlichen Führung durch die Dauerausstellung. Besonders eindrücklich waren die thematischen Schwerpunkte im Nordturm sowie die Auseinandersetzung mit der Rolle der SS. Im Anschluss besuchten die Schülerinnen und Schüler den ehemaligen Appellplatz des KZ Niederhagen sowie den GeDenkOrt – die neue Dauerausstellung in der ehemaligen Häftlingsküche.
Ein besonderer Fokus lag auf dem Thema Zwangsmigration, das anhand lokaler Entwicklungen ab 1943 bis in die späten 1940er Jahre beleuchtet wurde. Die Teilnehmenden setzten sich mit Fluchtursachen, Vertreibung, Traumata sowie den Herausforderungen von Ausgrenzung und Integration auseinander – Themen, die auch heute hochaktuell sind.
Biografisches Arbeiten im Archiv
Am zweiten Tag stand die praktische Arbeit mit historischen Quellen im Vordergrund. Im Rahmen eines offenen Archivs konnten die Jugendlichen eigenständig Biografien von sowohl Inhaftierten als auch SS-Mitgliedern recherchieren. Mithilfe von Interviews, Lagerakten, Entnazifizierungsunterlagen, Briefen, Zeitungsartikeln und weiteren Quellen tauchten sie tief in individuelle Lebensgeschichten ein und lernten, Geschichte aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten.
Nach einem gemeinsamen Mittagessen in der Jugendherberge wurden die erarbeiteten Biografien in einer Präsentationsrunde vorgestellt – mit viel Respekt, Ernsthaftigkeit und Empathie.
Engagement bis in den späten Abend
Besonders beeindruckend war das außerordentliche Engagement der Schülerinnen und Schüler: Selbst nach dem offiziellen Tagesprogramm arbeiteten sie bis spät in den Abend hinein intensiv an eigenen Schulprojekten im Rahmen von Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage. Mit großem Interesse, bemerkenswerter Ausdauer und Konzentration setzten sie sich mit ihren Themen auseinander, entwickelten Konzepte und diskutierten Umsetzungsmöglichkeiten für die eigene Schule.
Ein starkes Zeichen für Courage
Die zweitägige Planungsfahrt war nicht nur ein geschichtlicher Rückblick, sondern ein klares Bekenntnis gegen Rassismus und Ausgrenzung. Die Jugendlichen haben gezeigt, dass Erinnerung nicht nur Vergangenheitsbewältigung ist, sondern auch Verantwortung für das Heute und Morgen bedeutet.
Wir bedanken uns bei allen Beteiligten für zwei eindrucksvolle, intensive Tage und freuen uns auf die weiteren Schritte im Projekt Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage.
Maren Dördelmann